Geschäftsverlauf Obst & Gemüse

Nach zwei Jahren, die stark durch die Corona-Pandemie geprägt waren, wurde das Geschäftsjahr 2022 insbesondere durch den seit Februar anhaltenden Krieg in der Ukraine maßgeblich beeinflusst. Die Folge waren steigende Kosten und große Unsicherheiten in allen Bereichen. In Deutschland stieg die Inflation aufgrund der drastisch erhöhten Energie- und Rohstoffpreise erstmalig seit Jahrzehnten auf mehr als 10 % im Monat September. Die größte Schwierigkeit zeigte sich bei der Energiebeschaffung sowohl im Rahmen der Verfügbarkeit als auch der Preise.

Damit einhergehend musste die Grüne Branche auch in diesem Jahr weitere Kostensteigerungen im Transportbereich aufgrund der schrittweisen Erhöhung der gesetzlichen CO2-Bepreisung, höheren Dieselpreisen, gestiegenen Preisen für Transportverpackungen und deutlich höheren Kunststoffpreisen hinnehmen. Dies führte inflationsbedingt zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Transport-, Produktions- und Betriebskosten.

Diese Faktoren haben einen wesentlichen Einfluss auf das Konsumverhalten der Verbraucher*innen und somit auch auf die Geschäftsentwicklung bei Landgard. Verbraucher*innen beschränkten ihre Ausgaben zunehmend auf das Notwendigste und die Zurückhaltung, sich mit besonderen Artikeln wie exklusiven Exoten „etwas zu gönnen“, ist spürbar. Hingegen waren vermehrt preisgünstige Produkte gefragt.

Vor dem Hintergrund der weiterhin außergewöhnlichen Marktsituation, teils wiederum extremen Witterungsbedingungen in den verschiedenen Anbaugebieten und dem unverändert hohen Margendruck aufgrund der kundenseitigen Oligopool-Struktur, war das Jahr 2022 für den Geschäftsbereich Obst & Gemüse bei Landgard sehr herausfordernd. Der Fokus lag insbesondere auf dem weiteren Ausbau der Vermarktungsaktivitäten der Produkte der eigenen Produktionsbetriebe und somit auf der Stabilisierung der weiteren Geschäftsentwicklung im Bereich Obst & Gemüse.

Darüber hinaus wurde ein unternehmensweites Krisenmanagement entwickelt, das die nicht abschätzbaren Preissteigerungen in Bezug auf den Energieverbrauch bei Landgard auf Basis von technischen, verhaltensrelevanten und organisatorischen Maßnahmen zumindest teilweise durch eine Reduzierung des Verbrauchs eindämmen konnte.

Das Thema Nachhaltigkeit war auch in diesem Jahr eine grundlegende Säule, die insbesondere mit der Nachhaltigkeitswoche weiterhin unternehmensweit vorangetrieben wurde. Die Punkte Müllvermeidung und nachhaltige Verpackungen sind hier für Landgard von besonderer Bedeutung, da auch diese Bereiche von Preissteigerungen betroffen sind und der ökologische Fußabdruck von Landgard  als nachhaltige und moderne vermarktende Erzeugergenossenschaft weiterhin reduziert werden soll. Im Jahr 2022 konnten die ersten kompostierbaren Verpackungsschalen für Obst- und Gemüseprodukte in deutscher Produktion hergestellt und somit ein weiterer Meilenstein erreicht werden. 

Die privaten Ausgaben für frisches Obst und Gemüse lagen 2022 bei einem etwa 2 % höheren Durchschnittspreis um gut 4 % unter dem Vorjahr. Die privaten Absatzmengen verzeichneten einen Rückgang von 6,9 %, die Wiedereröffnung der Gastronomie und verringertes Homeoffice führten zu rückläufigem In-House-Verzehr. Private Verbraucher*innen gaben für frisches Obst und Gemüse in Deutschland 2022 mit 19,4 Mrd. Euro weniger aus als in den zwei Corona-getrieben sehr starken Vorjahren, das Vor-Corona-Niveau wird aber deutlich überschritten. Entfallene Einschränkungen in der Gastronomie und eine allgemein hohe Inflation belasteten den privaten Konsum. Private Verbraucher*innen gaben für frisches Obst in Deutschland 2022 rund 9,4 Mrd. Euro aus, der Absatz lag bei knapp 3,8 Mrd. Kilogramm. Der Durchschnittspreis stieg trotz bereits hohen Niveaus erneut. 2022 erreichte die Bedeutung von Beerenobst neue Höchststände bei den Ausgaben für und dem Absatz von frischem Obst im deutschen Einzelhandel. Die Bedeutung von Exoten im Obstsortiment lag zuletzt auf eher niedrigem Niveau. Ausgaben und Absatz entwickelten sich bei Bio-Obst 2022 stärker rückläufig als bei konventioneller Ware, im Vorjahreszeitraum war Bio-Ware dagegen noch stärker gestiegen. Die Verbraucher*innen sind durch die hohe Inflation preissensibler als in den vergangenen Jahren. Für frisches Gemüse gaben private Verbraucher*innen 2022 in Deutschland gut 10,0 Mrd. Euro aus, der Absatz lag bei knapp 3,5 Mrd. Kilogramm. Der Durchschnittspreis stieg weiter an. Die Ausgabenanteile von sonstigen Gemüsen (v.a. Spargel und frische Kräuter) am Gemüsesortiment gingen zuletzt deutlich zurück; der Ausgabenanteil von Fruchtgemüse nahm vor allem aufgrund höherer Preisniveaus bei Tomaten, Gurken und Zucchini spürbar zu. Die Wiedereröffnung der Gastronomie hat 2022 die vergleichsweise hohe Nachfrage privater Verbraucher*innen nach Frischgemüse spürbar gesenkt, gestiegene Preise dämpften dabei den Ausgabenrückgang bei Fruchtgemüse. Ausgaben und Absatz entwickelten sich bei Bio-Gemüse 2022 insgesamt ähnlich rückläufig wie bei konventioneller Ware, im Vorjahreszeitraum war Bio-Ware noch deutlich dynamischer gestiegen.

Der unkonsolidierte Gesamtumsatz des Geschäftsbereiches Obst & Gemüse lag trotz eines ungemein herausfordernden Geschäftsjahres wiederholt über der Milliarden-Grenze und betrug in 2022 rund 1.032 Mio. EUR.

Auch 2022 lag der Fokus auf der Vermarktung von Produkten aus ersthändigem Warenbezug der Mitgliedsbetriebe. Der Handel mit fremdproduziertem Obst und Gemüse ist immer dort wichtig, wo er zur Sicherung der Warenversorgung im Sinne einer zwölfmonatigen Category-Lösung beiträgt. Neben der Vermarktung wurde auch weiterhin der Ausbau der nationalen und internationalen Erzeugerstrukturen mit hoher Priorität umgesetzt. Die Stärkung des weltweiten ersthändigen Warenbezugs, gepaart mit langfristigen Partnerschaften in strategisch wichtigen Beschaffungsländern ist essenziell, um den heutigen und insbesondere den künftigen Marktgegebenheiten und Herausforderungen gerecht zu werden.

Der Einkauf von Lebensmitteln via Onlinehandel konnte sich auch im Geschäftsjahr 2022 weiter im Gesamtmarkt als fester Bestandteil implementieren. An die überproportionalen Wachstumsraten der vergangenen – durch die Pandemie geprägten – Jahre konnte der Gesamtmarkt allerdings nicht anschließen, bei Obst und Gemüse blieb die Anzahl der Bestellungen nahezu stabil. Auch der Onlinehandel nimmt die Krise wahr. Die Kaufzurückhaltung und durch die hohe Inflation getriebene Preissensibilität der Verbraucher*innen beeinflusst das Kaufverhalten unmittelbar. Weiterhin schätzt die Kundschaft die wachsende Auswahl, Verfügbarkeit und Transparenz im Onlinehandel und die Zufriedenheit mit dem Kauf im Netz ist so hoch wie nie.

Auf Ebene der Einzelgesellschaften verzeichnete die Landgard Süd Obst & Gemüse GmbH trotz der herausfordernden Bedingungen in den verschiedenen Anbauregionen eine stabile Entwicklung. Vermarktet wurden hier vor allem Artikel aus den Produktkategorien Fruchtgemüse, Beerenobst und Steinobst. Ein besonderer Umsatztreiber war die Vermarktung von Waren aus spanischer, deutscher, niederländischer und marokkanischer Produktion. In diesem Jahr wurde insbesondere die Zusammenarbeit mit Erzeugerbetrieben in der Türkei gezielt ausgebaut und der komplette Sourcing-Prozess vom Standort München aus aber vor allem direkt bei den Erzeugerbetrieben in der Türkei weiter professionalisiert.

Nach den Erzeugerkündigungen zum Jahreswechsel war das Jahr 2022 der Landgard West Obst & Gemüse GmbH mit den Standorten Roisdorf und Herongen von Restrukturierungen geprägt, die erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Der Umsatz von Landgard West Obst & Gemüse ging zwar einerseits um rund 46 % auf 80 Mio. EUR zurück, andererseits konnten die Umsätze der verbliebenen Erzeugerbetriebe um mehr als 13 % gesteigert werden. Die Umsätze der MR-Frische GmbH stiegen trotz der Kündigungen sogar um 1 % auf 37 Mio. EUR.

Die Landgard Nord Obst & Gemüse GmbH zeigte trotz der Kündigungen einiger Mitgliedsbetriebe im Bereich Gemüse eine stabile Entwicklung, die vor allem auf das Überseeportfolio zurückzuführen ist. Umsatzreiber waren wiederum Bananen und Avocados aus Südamerika sowie Weißkohl aus regionalem Anbau.

Die Landgard Overseas GmbH konnte die Beschaffung von Überseeware sowie die Sicherstellung des ersthändigen Warenbezugs von exotischen Früchten aus weltweiter Produktion im Vergleich zum Vorjahr deutlich ausbauen. Im Fokus steht aktuell insbesondere der weitere Ausbau von Übersee-Obst und exotischen Artikeln aus weltweiter Produktion sowie strategische Projekte im Bereich der Eigenproduktion und des ersthändigen Warenbezugs.

Im Geschäftsjahr 2022 wurden die Vermarktungsaktivitäten gezielt auf die bereits bekannte Obst- und Gemüse-Lizenz „Biene Maja®“ und Marken wie „Respect Nature“ ausgerichtet. Bei der Obst- und Gemüse-Lizenz dreht sich alles um das Wohl der Bienen. Dazu macht Landgard mit der „Biene Maja®“ gemeinsame Sache. Unter der Lizenz der kleinen, frechen, schlauen Zeichentrick-Heldin können Freund*innen grüner Produkte einen besonders nachhaltigen Beitrag zum Überleben wichtiger Bienenbestände und zur Erhöhung der Artenvielfalt leisten. Durch einen besonders umweltschonenden Anbau mit vielen Maßnahmen zur Erweiterung der Biodiversität fördert die Lizenz das Leben von Honigbiene Maja und ihren summenden Freund*innen. Die Landgard-Marke „Respect Nature“ macht Nachhaltigkeit jetzt bei jedem Einkauf offensichtlich. So erleichtert sie den Verbraucher*innen die Wahl, mit ihrem Einkauf einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten sowie bewusst natürliche Ressourcen zu schonen. Denn bevor ein Artikel das Qualitätssiegel erhält, muss er ausgewählte Kriterien erfüllen, die von den Nachhaltigkeitsexpert*innen bei Landgard genauestens überprüft und stetig weiterentwickelt werden.

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