Geschäftsverlauf Obst & Gemüse
Das Jahr 2024 wurde im Geschäftsfeld Obst & Gemüse wie schon die Vorjahre durch negative Rahmenbedingungen geprägt. Neben sehr ungünstigen Wetterbedingungen sind hier vor allem die Auswirkungen des über das gesamte Jahr weiter andauernden Krieges in der Ukraine und des Krieges im Nahen Osten zu nennen. Diese äußern sich in einer nach wie vor erhöhten Inflation, einem damit einhergehend konstant hohen Niveau der Energie- und Rohstoffpreise sowie negativen Auswirkungen auf die gesamte Supply Chain in Bezug auf Warenverfügbarkeit und Logistik. Dies bedeutet konkret massive Auswirkungen auf den Transportbereich aufgrund der Erhöhung der gesetzlichen CO2-Bepreisung sowie nach wie vor hohe Preise für Diesel, Transportverpackungen und Kunststoffe.
Die genannten Faktoren haben einen wesentlichen Einfluss auf das Konsumverhalten der Verbraucher*innen. Es ist wahrnehmbar, dass Ausgaben maßgeblich reduziert werden und das Preisbewusstsein weiter steigt. Dies wird auch durch die weiter gestiegene Bedeutung des Discount-Sektors erkennbar.
Den höheren Fokus auf preissensitive Absatzkanäle und Produktgruppen zeigen auch die gesamthaften Marktentwicklungen für Obst und Gemüse. Sowohl die Ausgaben- als auch die Mengenanteile für Discounter stiegen von einem ohnehin bereits hohen Niveau aus weiter an. Sie bilden in beiden Clustern mehr als 50 % des Mengenvolumens ab – mit zunehmender Tendenz in den letzten Jahren. Die Discounter festigen damit ihre Position als relevanteste Einkaufsstätte privater Konsument*innen für Obst und Gemüse, auch aufgrund des Anstiegs der Durchschnittspreise in etwa auf Inflationsniveau. Private Verbraucher*innen gaben aufgrund der Teuerungsrate für frisches Obst und Gemüse in Deutschland 2024 mit 21,5 Mrd. Euro erneut mehr aus als in den Vorjahren; der Absatz verblieb aber in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Diese negativen Rahmenbedingungen haben die Obst- und Gemüseproduktion in Verbindung mit einer außergewöhnlichen Marktsituation infolge extremer Wetterkapriolen mit Hagel und Frost bis weit ins Frühjahr, großen Niederschlagsmengen wie im Herbst in Italien und Teilen Spaniens sowie regionalen Hagelschauern stark getroffen. Die Folge waren unter anderem ein unregelmäßiges Wachstum und Ausfälle bei Sähkulturen, ein hoher Pilzbefall bei allen Blattkulturen, Wurzelfäule, insgesamt erschwerte Erntebedingungen, geringere Erntemengen und negative Auswirkungen auf die Einlagerung und Haltbarkeit. Diese schwierigen Rahmenbedingungen für die Produktion von Obst und Gemüse wurden 2024 durch Kostensteigerungen bei Personal, Dünger und Diesel sowie den zunehmenden Wegfall zugelassener Pflanzenschutzmittel weiter verschärft.
Vor dem Hintergrund der beschriebenen gesamtwirtschaftlichen Situation, den extremen Witterungsbedingungen und dem unverändert hohen Margendruck aufgrund der kund*innenseitigen Oligopool-Struktur, war das Jahr 2024 für das Geschäftsfeld Obst & Gemüse bei Landgard sehr herausfordernd. Der Fokus von Landgard Obst & Gemüse lag daher auf der Stabilisierung der Geschäftsentwicklung und der Optimierung von Prozessen mit dem Ziel, die Marge zu steigern. Unter anderem wurden in diesem Zusammenhang die Aktivitäten der beiden Obst & Gemüse-Standorte in Kehl und Karlsruhe am Logistikstandort Achern zusammengeführt, um effizientere Prozessabläufe und Geschäftsprozesse zu ermöglichen und die Kostenstrukturen zu optimieren. Zudem wurde das Überseegeschäft am Standort Rade reorganisiert, Dienstleistungsprozesse effizienter gestaltet sowie die ERP-Landschaft im Geschäftsfeld harmonisiert.
Die unkonsolidierten Umsatzerlöse der gesamten Sparte Obst & Gemüse in Höhe von 0,6 Mrd. EUR verfehlen in 2024 das Vorjahr um 0,17 Mrd. EUR. Diese Entwicklung wird vorwiegend durch Bereinigungseffekte in der Gesellschaftsstruktur beeinflusst. In diesem Zuge wurden unrentable Geschäftsfelder und Standorte konsequent hinterfragt und nach eingehender Prüfung aufgelöst. Wesentliche Unterschiede zum Vorjahr ergeben sich dabei aus der Veräußerung der Vetter SK sowie der Restrukturierung des Überseegeschäftes. Somit wird die Profitabilität des Geschäftsfeldes nachhaltig gestärkt. Die Entwicklung des EBITDA unterstreicht das. Dieses konnte gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Mio. EUR gesteigert werden und bestätigt somit die Wirksamkeit der bereits umgesetzten Maßnahmen. Grundsätzlich lag auch im Jahr 2024 der Fokus auf der Vermarktung von Produkten der zur Genossenschaft gehörigen Mitgliedsbetriebe. Fremdproduzierte Ware wird dann hinzugezogen, wenn es im Sinne der ganzjährigen Warenversorgung notwendig ist. Neben der Vermarktung wurde auch weiterhin der Ausbau der nationalen und internationalen Erzeuger*innenstrukturen weiter fortgesetzt. Dabei ist das vordergründige Ziel die Stärkung des ersthändigen Warenbezugs in den relevanten Anbauregionen, um bestmöglich auf derzeitige und zukünftige Kund*innen- und Marktanforderungen reagieren zu können.
Auf Ebene der Einzelgesellschaften verzeichnete die Landgard Süd Obst & Gemüse GmbH trotz der nicht optimalen Wetterbedingungen in den relevanten Anbauregionen eine weiter positive Entwicklung. Vermarktet wurden hier vor allem Artikel aus den Produktkategorien Fruchtgemüse, Beerenobst und Steinobst. Ein besonderer Umsatztreiber war die Vermarktung von Waren aus spanischer, deutscher, türkischer und marokkanischer Produktion. 2024 wurde insbesondere die Zusammenarbeit mit Erzeuger*innenbetrieben in der Türkei gezielt ausgebaut und professionalisiert. Diese Maßnahmen hatten maßgeblichen Anteil an einem positiven EBITDA, dass zum Vorjahr erneut gesteigert werden konnte (+0,9 Mio. EUR). Unterstützend wirkte hierbei die Zusammenlegung der Standorte Kehl und Karlsruhe in Achern.
Nach dem von Restrukturierungen geprägten Vorjahr stand im Jahr 2024 für die Landgard West Obst & Gemüse GmbH mit den Standorten Roisdorf und Herongen die konsequente Weiterentwicklung und Optimierung bestehender Prozesse an. Gegenüber dem Vorjahr konnte die operative Rohertragsmarge um 1,9 Prozentpunkte gesteigert werden. In Kombination mit reduzierten Personal- und Sachaufwendungen konnte in der Folge das EBITDA gegenüber dem Vorjahr erheblich um 1,7 Mio. EUR verbessert werden.
Die Landgard Nord Obst & Gemüse GmbH zeigte weiterhin eine positive Entwicklung im Umsatz, die vor allem auf das Überseeportfolio sowie Kohlgemüse zurückzuführen ist. Treiber waren wiederum Bananen und Avocados aus Südamerika sowie Kohlgemüse aus regionalem Anbau. Die erzielten Umsatzerlöse übertrafen das Vorjahr dabei deutlich um 3,1 Mio. EUR. Infolge kontinuierlicher Optimierungen konnte das EBITDA ebenfalls deutlich um +1,7 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.
Das Thema Nachhaltigkeit war auch im Jahr 2024 ein wesentlicher Bestandteil der Ausrichtung von Landgard Obst & Gemüse. Die neuen und wissenschaftlich fundierten Klimaschutzziele von Landgard Obst & Gemüse wurden von der Science-Based-Targets Initiative (SBTi) geprüft und nach internationalen Standards offiziell bestätigt. Landgard möchte mit diesen Klimaschutzzielen die Treibhausgasemissionen entlang der globalen Lieferketten für frisches Obst und Gemüse nachhaltig minimieren und so einen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens mit einer maximalen Erderwärmung von 1,5°C leisten. Darüber hinaus erfüllt Landgard mit diesen Klimaschutzzielen auch konkrete Kundenanforderungen, denen Landgard nachkommt, um für diese Kund*innen langfristig lieferfähig zu bleiben. Im Bereich Nachhaltigkeit sind für Landgard Obst & Gemüse darüber hinaus auch die Punkte Müllvermeidung und nachhaltige Verpackungen von besonderer Bedeutung, da auch diese Bereiche von Preissteigerungen betroffen sind und der ökologische Fußabdruck von Landgard als nachhaltige und moderne vermarktende Erzeugergenossenschaft weiterhin reduziert werden soll. So kann auch hier kontinuierlich ein weiterer Beitrag zur Optimierung der Umweltbilanz geleistet werden. Darüber hinaus wirken weitere Initiativen unterstützend, wie zum Beispiel das interne unternehmensweite Krisenmanagement, das den Energieverbrauch bei Landgard auf Basis von technischen, verhaltensrelevanten und organisatorischen Maßnahmen erheblich eindämmen konnte.
Im Geschäftsjahr 2024 lag der Fokus der Marketingaktivitäten für den Bereich Obst & Gemüse auf der Lizenz „Landlust“, den Verkaufskonzepten „Unsere Feldspieler“ und „IssSo“, den Clubsorten „Evelina“, „Xenia“ und „Bloss“ sowie den On-Pack-Aktionen mit „Just Spices“. Diese Konzepte wurden im Rahmen wichtiger Branchenmessen, Kundengesprächen und Verkaufsaktionen vorgestellt und besprochen. In Kooperation mit einer der auflagenstärksten Zeitschriften für Gartenfreunde rückt die „Landlust“-Lizenz saisonales Obst und Gemüse sowie die Erzeugerinnen und Erzeuger in den Mittelpunkt. Mit der Landgard-Eigenmarke „Unsere Feldspieler“ konnten Fußballfans zur Europameisterschaft 2024 frische Held*innen in ihr Zuhause holen. Passend zum Event wurden zahlreiche frische Produkte angeboten, die sich ideal zum Snacken eignen – von süßen Beeren über aromatische Bratpaprika bis hin zu saftigen Melonen. Mit diesem vielfältigen Sortiment im Handel fand jeder Snack-Fan die passende gesunde Leckerei. Die Landgard-Eigenmarke „IssSo“ wurde bereits 2016 als Verkaufskonzept für unperfektes Obst und Gemüse entwickelt. Unter dieser Marke werden Produkte vermarktet, die optisch nicht der Norm entsprechen – sei es durch Hagelschäden, Blattfehler oder andere natürliche Einflüsse. Doch letztlich zählt der Geschmack – und der ist unabhängig von äußeren Makeln garantiert erstklassig. Die Clubsorten „Evelina“, „Xenia“ und „Bloss“ setzen neue Maßstäbe im Kernobstmarkt. Unsere Landgard-Erzeuger*innen haben bereits die entsprechenden Bäume gepflanzt und die Vermarktung der „Evelina“-Äpfel ist in vollem Gange. Auch die Clubsorten „Xenia“ und „Bloss“ werden bald für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verfügbar. „Evelina“ überzeugt mit knackiger Textur und perfekt ausbalancierter Süße, während die saftige „Xenia“-Birne mit ihrem feinen Aroma begeistert. Die Sorte „Bloss“ setzt mit ihrer natürlichen Süße und intensiven Geschmacksnote neue Genussstandards. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit „Just Spices“ fanden im Sommer 2024 zwei On-Pack-Aktionen statt, bei denen Tomaten mit den aromatischen Gewürzmischungen von „Just Spices“ kombiniert wurden.