Vorstandsbrief

 

Liebe Mitglieder der Landgard eG, sehr geehrte Damen und Herren,

im Jahr 2024 ist die erhoffte wirtschaftliche Erholung in Deutschland ausgeblieben. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist um 0,2 % geschrumpft – das war das zweite Rezessions-Jahr in Folge. Damit ist Deutschland das Schlusslicht unter den Industrieländern. Die Inflationsrate war mit 2,2 % niedriger als in den Vorjahren, dennoch blieb das Konsumklima gedämpft. Darüber hinaus hemmen die weiterhin hohen Energiekosten die wirtschaftliche Produktion und die stark gestiegenen Reallöhne treffen insbesondere weniger automatisierte Branchen. Die Ertragssituation der Unternehmen wird durch das nach wie vor erhöhte Zinsniveau zusätzlich belastet. Im Ergebnis standen 2024 zahlreiche konjunkturelle und strukturelle Belastungen einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Weg. Als Konsequenz dieser Rahmenbedingungen durchlaufen zahlreiche namhafte Unternehmen tiefgehende Krisensituationen und haben den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt bzw. bereits umgesetzt. Trotzdem hat die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland einen neuen Höchststand seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 erreicht.

Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich 2024 auch wieder auf die Grüne Branche und damit auch auf die Geschäftsentwicklung von Landgard als größter vermarktender Genossenschaft für Blumen und Pflanzen sowie Obst und Gemüse ausgewirkt. Zusätzlich belastet wurde das Geschäftsjahr für Landgard durch einen unvermindert hohen Preisdruck und ungünstige Witterungsverhältnisse. So ist zum Beispiel der für Landgard immens wichtige Frühling mehr oder weniger komplett ausgefallen – mit den entsprechenden Folgen für das Geschäftsergebnis. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen haben wir einen Umsatz von 1,8 Mrd. EUR und damit knapp 0,1 Mrd. EUR weniger als im Vorjahr erzielt. Dank Prozessoptimierungen sowie eines aktiven Kosten- und Energiemanagements haben wir ein positives Ergebnis (EBT) in Höhe von 6,5 Mio. EUR erreicht.

Landgard hat sich im Jahr 2024 wie schon im Vorjahr mit der Bereinigung sogenannter Hotspots beschäftigt. Dieser Prozess ist für einen längeren Zeitraum geplant. Dabei werden bestehende Geschäftstätigkeiten dahingehend optimiert und ausgerichtet, dass sie mittel- bis langfristig einen adäquaten Ergebnisbeitrag erwarten lassen. In diesem Zusammenhang rückt eine optimierte und effiziente Supply Chain immer mehr in den Fokus und wird zum tragenden Erfolgsfaktor für Unternehmen aller Art – dies gilt auch und insbesondere für Landgard.

Der Umsatz in unserem Geschäftsfeld Blumen & Pflanzen lag 2024 bei 1,3 Mrd. EUR. Der Jahresbeginn war für das Geschäftsfeld traditionell wieder durch zahlreiche Branchenmessen und Veranstaltungen geprägt. Nach dem Kunden- und Anlieferertag von Veiling Rhein-Maas, der von Landgard und „1000 gute Gründe“ gestalteten Blumenhalle bei der Grünen Woche in Berlin und unseren hybriden Frühjahrs-Ordertagen folgte mit der IPM in Essen unser zentraler Messeauftritt rund um das Thema Blumen und Pflanzen. Weitere Messeauftritte folgten im ersten Quartal u.a. bei der Christmasworld in Frankfurt und als Premiere bei der Myplant & Garden in Mailand. Der Geschäftsverlauf bei Blumen & Pflanzen war bis einschließlich März vielversprechend. Danach war die Witterung für einen längeren Zeitraum zu nass, zu kalt und zu dunkel, was sich nachteilig auf das Geschäft mit Blumen und Pflanzen ausgewirkt hat. Veiling Rhein-Maas hat sich in diesem negativen Geschäftsumfeld bei Umsatz und Ergebnis dennoch erneut besser als der Branchendurchschnitt entwickelt. Landgard hat 2024 in Italien die Gesellschaft Landgard Fiori & Piante S.r.l. gegründet, um sich im Italiengeschäft mit Blumen und Pflanzen noch leistungs- und zukunftsfähiger aufzustellen. Die neue Gebührenordnung für unser Geschäftsfeld Blumen & Pflanzen wurde 2024 verabschiedet und ist wie geplant am 1. Januar 2025 in Kraft getreten. Diese Neuentwicklung war erforderlich, da die vorherige Gebührenordnung aus dem Jahr 2015 stammte und sich die Marktsituation seitdem erheblich verändert hatte. Auf der Ebene der Gremien hat es 2024 im Beirat Blumen & Pflanzen einen Wechsel an der Spitze gegeben. Dabei hat Franz Josef Odendahl den Beiratsvorsitz von Christoph Schönges übernommen. Weitere Informationen zum Geschäftsverlauf im Geschäftsfeld Blumen & Pflanzen sind in den folgenden Kapiteln dieses Geschäftsberichtes zu finden.

Das Geschäftsfeld Obst & Gemüse hat 2024 einen Umsatz von 479 Mio. EUR erzielt. Der Fokus von Landgard Obst & Gemüse lag im erneut sehr herausfordernden Jahr 2024 auf der Stabilisierung der Geschäftsentwicklung und der Optimierung von Prozessen mit dem Ziel, die Marge zu steigern. In diesem Zusammenhang wurde die Reorganisation der Geschäftstätigkeiten am Standort Rade durch eine grundlegende Veränderung des Geschäftsmodells mit einem starken Fokus auf Dienstleistungen fortgesetzt. Die Aktivitäten der beiden Obst & Gemüse-Standorte in Kehl und Karlsruhe wurden organisatorisch und administrativ am Logistikstandort Achern zusammengeführt. Durch die damit verbundene Vereinheitlichung der Beschaffungs- und Vermarktungsstrukturen konnten Geschäftsprozesse und Kostenstrukturen optimiert werden. Zur Weiterentwicklung bestehender Prozesse wurde die Landgard West Obst & Gemüse GmbH auf die ERP-Software Navision umgestellt. Damit arbeiten bei Landgard Obst & Gemüse jetzt alle Gesellschaften mit einem gemeinsamen System. Die Geschäftsentwicklung von Landgard Obst & Gemüse wurde 2024 auch durch extreme Wetterverhältnisse mit Hagel und Frost bis weit ins Frühjahr, großen Niederschlagsmengen wie im Herbst in Italien und Teilen Spaniens sowie regionalen Hagelschauern nachteilig beeinträchtigt. So wurden in Spanien und hier vor allem rund um Valencia die Lieferketten durch unwetterbedingte Überflutungen massiv gestört. In den folgenden Kapiteln dieses Geschäftsberichtes sind weitere Informationen zum Geschäftsverlauf im Geschäftsfeld Obst & Gemüse zu finden.

Im Vorstand der Landgard eG haben unterschiedliche Auffassungen zur strategischen Ausrichtung von Landgard zu personellen Veränderungen geführt. Im Zuge dessen sind die bisherigen Vorstände Carsten Bönig und Dirk Bader aus dem Vorstand ausgeschieden. Im Herbst hat Moritz Krannich die Funktion als neuer Finanzvorstand bei der Landgard eG übernommen. In dieser neuen Konstellation haben wir als Vorstand zum Ende des Jahres 2024 damit begonnen, die Grundlagen für die neue Landgard-Strategie 2030+ zu legen.

Auf der politischen Ebene endete das Jahr 2024 mit der Wahl eines neuen Präsidenten in den USA und dem Bruch der Ampelkoalition in Deutschland. Beide Vorgänge haben für wirtschaftlich trübe Aussichten und die Schwächung des Vertrauens in die Zukunft gesorgt. Die neue deutsche Bundesregierung steht unter großem Erfolgsdruck und muss in einer national wie geopolitisch angespannten Situation auch wirtschaftspolitische Impulse setzen. Ein Beispiel dafür aus dem Koalitionsvertrag ist das Ende des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes, womit für die Wirtschaft ein Bürokratierückbau verbunden ist.

Das Kapitel „Das Landgard-Jahr 2024“ bietet einen kompakten Überblick über ausgewählte Projekte und Themen des Jahres 2024.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Vorstand Landgard eG