Aufsichtsratsbericht

Für die Landgard-Gruppe ist das Geschäftsjahr 2022 angesichts der vielfältigen Herausforderungen auf Konzernebene insgesamt solide verlaufen. Wie bereits im Vorwort, im Vorstandsbrief und an vielen weiteren Stellen in diesem Geschäftsbericht dargestellt, hat die Erzeugergenossenschaft Landgard im Jahr 2022 – ebenso wie die deutsche Wirtschaft insgesamt und die Bevölkerung – unter den vielfältigen negativen Auswirkungen des Ukraine-Krieges gelitten. Trotz dieser immensen Herausforderungen ist es gelungen, dass der Umsatz nur leicht um 0,1 Mrd. EUR auf 2,2 Mrd. EUR gesunken ist und ein positives Ergebnis vor Steuern (EBT) erzielt werden konnte. Diese Zahlen wären ohne konsequente Prozessoptimierungen sowie ein strenges Kosten- und Energiemanagement nicht möglich gewesen. Der Aufsichtsrat der Landgard eG dankt allen daran Beteiligten herzlich für den damit verbundenen Einsatz.  

Die Rahmenbedingungen für die Grüne Branche sind weiterhin schwierig und erfordern zukunftsfähige Lösungen. So führt der Klimawandel in Form von langen Hitze- und Trockenphasen sowie lokalen Unwetterereignissen im Freilandanbau zu Ernterückgängen und stellt die bisherige Kulturauswahl und Anbaumethoden zumindest teilweise in Frage. Beim energieintensiven Unterglas-Zierpflanzenanbau und in vielen weiteren Bereichen der Grünen Branche sind die Produktionskosten u. a. durch einen starken Anstieg der Energiepreise und der CO2-Bepreisung deutlich in die Höhe geschnellt. Hinzu kommen massive Preissteigerungen bei wichtigen Rohstoffen und Arbeitsmitteln sowie enorme Transport- und Frachtkostensteigerungen. Darüber hinaus sind die Personalkosten durch die Anhebung des Mindestlohns weiter gestiegen. Weitere Herausforderungen sind der allgemeine Fachkräftemangel, eine ungeregelte Betriebsnachfolge in vielen Betrieben, der erklärte Wille zur Reduzierung des Torfeinsatzes und die sinkende Zahl zugelassener Pflanzenschutzmittel.

Beim Thema Pflanzenschutzmittel wird aktuell ein Vorschlag der europäischen Kommission diskutiert, der darauf abzielt, den Einsatz aller chemischen Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 50 % zu reduzieren. In sogenannten empfindlichen Gebieten wie städtischen Grünflächen, auf öffentlichen Wegen und in weiteren Schutzgebieten soll der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gänzlich verboten werden. Das grundsätzliche Ziel, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, ist auch in der Grünen Branche mehrheitsfähig. Entscheidend wird aber sein, wie dieses Ziel erreicht werden soll und ob dabei auch die Interessen des Gartenbaus berücksichtigt werden. Denn es gibt auch sachliche Argumente, die für einen verantwortungsvollen Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel sprechen.

Während bei diesem Thema das europäische Gesetzgebungsverfahren noch läuft, ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bereits in Kraft getreten und betrifft auch Landgard. Es verpflichtet branchenunabhängig alle deutschen Unternehmen, die mehr als 3.000 Arbeitnehmer*innen in Deutschland beschäftigen, in ihren Lieferketten die Umsetzung der Menschen- und Umweltrechte dauerhaft zu verbessern und sicherzustellen. Dabei umfasst der Begriff Lieferkette alle Schritte im In- und Ausland, die zur Herstellung der Produkte und zur Erbringung der Dienstleistungen erforderlich sind – von der Gewinnung der Rohstoffe bis zur Lieferung an Verbraucher*innen. Ausschlaggebend ist hierbei nicht nur das Handeln im eigenen Geschäftsbereich des Unternehmens, sondern auch das Verhalten unmittelbarer und mittelbarer Zuliefernder. Ab 2024 gilt das Gesetz auch für Unternehmen mit einer Mindestarbeitnehmer*innen-Zahl von 1.000. Daher hat Landgard frühzeitig begonnen, die mit dem Gesetz verbundenen Auflagen umzusetzen. Dazu gehört die Einrichtung eines Risikomanagements und eine Risikoanalyse zur Identifizierung relevanter menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken innerhalb der Lieferkette ebenso wie die Veröffentlichung einer Grundsatzerklärung des Vorstands, die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und die Etablierung eines Beschwerdeverfahrens. Alle Einzelmaßnahmen werden in einen kontinuierlichen Prozess münden, der die Lieferketten für Mensch und Umwelt sicherer macht.

Die Summe der hier dargestellten Herausforderungen bildet ein Spannungsfeld, in dem sich die Gartenbaubetriebe und auch Landgard selbst bewegen und zukunftsorientiert aufstellen müssen. Bei Themen wie Energie, Torf, Wasser und Pflanzenschutz ist die Unterstützung durch die Politik erforderlich, um Forschung, Innovationen und Investitionen zu ermöglichen.

In vielen anderen Bereichen steht die Erzeugergenossenschaft Landgard aber auch selbst in der Pflicht, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. Dazu dient nicht zuletzt auch der 2022 konsequent vorangetriebene und inzwischen abgeschlossene Strategieprozess, dessen Ergebnisse jetzt zur Umsetzung kommen. Auch die Neuaufstellung des Geschäftsbereiches Obst & Gemüse dient der Zukunftssicherung von Landgard. Diese Neuaufstellung ist erforderlich, da sich die Rahmenbedingungen für die Vermarktung von Obst und Gemüse durch Landgard zuletzt stark verändert haben. In diesem Zusammenhang spielen auch Veränderungen in der Erzeuger*innenstruktur und bei Sortimenten, zurückliegende Akquisitionen und Veränderungen in den Gesellschafterstrukturen von einzelnen Landgard-Gesellschaften im Geschäftsbereich Obst & Gemüse eine Rolle.

Personelle Veränderungen

Im Geschäftsjahr 2022 bestand der Vorstand der Landgard eG zunächst aus Dirk Bader, Carsten Bönig und Robert Sauer (bis 12.08.2022). Oliver Mans wurde mit Wirkung zum 01.10.2022 als Vorstandsvorsitzender in den Vorstand der Landgard eG berufen. In dieser Funktion führt er in Personalunion den Geschäftsbereich Obst & Gemüse.

Im Rahmen der hybriden Vertreterversammlung am 14. Juni standen zwei turnusgemäße Neuwahlen auf der Tagesordnung. Manfred Rieke und Bert Schmitz sind turnusgemäß aus dem Aufsichtsrat der Landgard eG ausgeschieden. Beide wurden von den Vertreter*innen wiedergewählt. Darüber hinaus endete mit der Vertreterversammlung die gerichtliche Bestellung von Joachim Voigt zum Mitglied des Aufsichtsrats. Durch die auf der Vertreterversammlung 2022 erfolgte Wahl durch die Vertreter*innen gehört er dem Aufsichtsrat weiterhin als gewähltes Mitglied an. Nach der im Mai 2022 erfolgten Wahl der Arbeitnehmervertreter*innen bestand der Aufsichtsrat der Landgard eG damit bis Ende 2022 aus den Arbeitnehmervertreter*innen Sonja Brink, Martin Flintrop, Nina Keune, Wolfgang Schubert (Vertreter der leitenden Angestellten), Sylvia Wegelin und Peter Zander sowie den Erzeuger*innen Willi Andree, Manfred Rieke, Bert Schmitz, Dirk Schwichtenberg, Andrea Velmans und Joachim Voigt.

Mitglieder des Aufsichtsrates

Bert Schmitz, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022 (Aufsichtsratsvorsitzender)
Hilko Dahlke, 1. Januar 2022 bis 14. Juni 2022 (stellv. Aufsichtsratsvorsitzender und Arbeitnehmervertreter)
Willi Andree, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022 (stellv. Aufsichtsratsvorsitzender)
Peter Zander, 1. Januar 2022 bis 31.12.2022 (seit 14. Juni 2022 stellv. Aufsichtsratsvorsitzender und Arbeitnehmervertreter)

Weitere Mitglieder (alphabetisch)

Sonja Brink, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022 (Arbeitnehmervertreterin)
Martin Flintrop, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022 (Gewerkschaftsvertreter)
Nina Keune, 14. Juni 2022 bis 31. Dezember 2022 (Arbeitnehmervertreterin)
Manfred Rieke, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022
Wolfgang Schubert, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022 (Arbeitnehmervertreter)
Dirk Schwichtenberg, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022
Andrea Velmans, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022
Joachim Voigt, 12. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022
Sylvia Wegelin, 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2022 (Arbeitnehmervertreterin)

Sitzungen des Aufsichtsrates

Der Aufsichtsrat hat sich im Geschäftsjahr 2022 in fünf Sitzungen durch den Vorstand über den Geschäftsverlauf informieren lassen. Darüber hinaus gab es drei außerordentliche Sitzungen des Aufsichtsrates und zwei gemeinsame Sitzungen mit dem Aufsichtsrat Blumen & Pflanzen. In einer Sitzung hat sich der Finanz- und Prüfungsausschuss mit dem Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) und dem Genossenschaftsverband – Verband der Regionen als Prüfungsverbände zu den Prüfungsergebnissen ausgetauscht und Prüfungsschwerpunkte festgelegt.

Ferner wurde der Aufsichtsrat in der Prüfungsabschlusssitzung durch den Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) über die Prüfungsergebnisse informiert. Der Aufsichtsrat hat in den Sitzungen sowie im Rahmen von Arbeitskreisen und Einzelgesprächen die aktuelle Geschäftsentwicklung, den Verlauf der Finanzierungsmaßnahmen und ergriffene Maßnahmen begleitet.

Vertreterversammlung und Jahresabschluss

Angesichts der positiven Geschäftsentwicklung in 2021 wurden die zum Zeitpunkt der Vertreterversammlung amtierenden Vorstandsmitglieder im Rahmen der hybriden Vertreterversammlung 2022 entlastet. Die Entlastung des ehemaligen Vorstandsmitglieds Labinot Elshani wurde vertagt. Die Vertreter*innen der Erzeugergenossenschaft entlasteten auch den Aufsichtsrat und stellten den Jahresabschluss der Landgard eG für das Geschäftsjahr 2021 fest. Der Vorschlag zur Gewinnverwendung wurde von der Vertreterversammlung ebenfalls wie vorgestellt beschlossen.

Erklärung des Aufsichtsrates

Der Aufsichtsrat hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seine ihm aus Genossenschaftsgesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben wahrgenommen und den Vorstand der Landgard eG laufend überwacht. In regelmäßigen Sitzungen mit dem Vorstand hat er sich eingehend über die Lage des Unternehmens informiert. Durch regelmäßige Kontakte zu Mitgliedern und Erzeugerbetrieben hat er sich ein Stimmungsbild verschafft, dass die Entscheidungen auf einer breiten genossenschaftlichen Basis standen und stehen.

Zusammenfassend erklärt der Aufsichtsrat, dass

  • er im Rahmen seiner Kompetenzen und Mitwirkungsverantwortung erforderliche Beschlüsse gefasst hat
  • er den Jahresabschluss, den Lagebericht und die Verwendung des Jahresergebnisses geprüft hat
  • das Ergebnis der gesetzlichen Prüfung mit den eigenen Erkenntnissen übereinstimmt.

Der Vorstand hat den Aufsichtsrat in den Aufsichtsratssitzungen durch entsprechende Berichte über die Geschäftspolitik und die Unternehmensplanung sowie den Geschäftsverlauf, die wirtschaftliche Lage, die Finanzlage und Geschäftsvorfälle informiert.

Die beauftragten Wirtschaftsprüfer haben den Jahresabschluss, den Lagebericht der Gesellschaft sowie den Konzernabschluss geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen.

Der Aufsichtsrat erkennt zurückblickend die besonderen Herausforderungen, die Landgard im Geschäftsjahr 2022 begleitet haben. Neben Energiekosten, Beschaffungsschwierigkeiten und Kaufzurückhaltung waren auch Arbeitskräftemangel gepaart mit gesteigerten Lohnkosten Begleiterscheinungen, die nicht immer zu 100 % an die Kundschaft weitergegeben werden konnten. Auch der Abgang von leistungsfähigen Erzeuger*innen im Gemüsebereich hat einen nicht unwesentlichen Umsatzverlust und somit auch Verlust von operativem Ergebnis verursacht. Landgard hat es aber dennoch geschafft, frühzeitig mit einer Vielzahl von konsequenten Maßnahmen all diesen Herausforderungen entgegenzusteuern.

Der Aufsichtsrat dankt dem Vorstand, den Führungskräften und den Mitarbeiter*innen von Landgard für ihre engagierte Arbeit und für diesen besonderen Einsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Der Aufsichtsrat sieht schon jetzt, dass das Jahr 2023 und auch die folgenden Jahre von Landgard und den Erzeuger*innenbetrieben große Anstrengungen abverlangen werden. Ein scharf kalkuliertes Kostenmanagement ist dabei unerlässlich, um ein auskömmliches operatives Ergebnis zu erreichen. Bei all diesen Herausforderungen ist der Aufsichtsrat dennoch überzeugt, dass wir sie, wie auch in der Vergangenheit schon gezeigt, mit Erfahrung und Zusammenhalt meistern werden.

 

Weitere beratende Gremien

Aufsichtsrat Blumen & Pflanzen
Beirat Blumen & Pflanzen
Beirat Obst & Gemüse
Fachbeirat Veiling Rhein-Maas
Regionalbeirat Nord Blumen & Pflanzen  
Regionalbeirat Ost Blumen & Pflanzen
Regionalbeirat Süd Blumen & Pflanzen
Regionalbeirat West Blumen & Pflanzen
Regionalbeirat Niederlande/Belgien Blumen & Pflanzen
Regionalbeirat Dänemark Blumen & Pflanzen
Regionalbeirat Italien Blumen & Pflanzen
Regionalbeirat Nord Obst & Gemüse

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