Geschäftsverlauf Obst & Gemüse

„Das Jahr 2023 wurde im Geschäftsfeld Obst & Gemüse, wie auch die Vorjahre, durch negative Rahmenbedingungen in Folge des nach wie vor andauernden Krieges in der Ukraine sowie den Auswirkungen des Konfliktes im Nahen Osten geprägt. Diese äußern sich in einer fortwährend erhöhten Inflation, einem damit einhergehend konstant hohen Niveau der Energie- und Rohstoffpreise sowie negativen Auswirkungen auf die gesamte Supply Chain in Bezug auf Warenverfügbarkeit und Logistik. Dies bedeutet konkret massive Auswirkungen auf den Transportbereich aufgrund der Erhöhung der gesetzlichen CO2-Bepreisung sowie nach wie vor hohe Preise für Diesel, Transportverpackungen und Kunststoffe.

Diese genannten Faktoren haben einen wesentlichen Einfluss auf das Konsumverhalten der Verbraucher*innen. Es ist wahrnehmbar, dass Ausgaben maßgeblich reduziert werden und das Preisbewusstsein weiter steigt. Dies wird auch durch die weiter gestiegene Bedeutung des Discount-Sektors erkennbar.

Den höheren Fokus auf preissensitive Absatzkanäle und Produktgruppen zeigen auch die gesamthaften Marktentwicklungen für Obst und Gemüse. Sowohl die Ausgaben- als auch die Mengenanteile für Discounter stiegen von einem ohnehin bereits hohen Niveau aus weiter an. Sie bilden in beiden Clustern mehr als 50 % des Mengenvolumens ab. Die Discounter festigen damit ihre Position als relevanteste Einkaufsstätte privater Konsument*innen für Obst und Gemüse, auch aufgrund des Anstiegs der Durchschnittspreise in etwa auf Inflationsniveau. Private Verbraucher*innen gaben aufgrund der Teuerungsrate für frisches Obst und Gemüse in Deutschland 2023 mit 20,9 Mrd. Euro zwar erstmalig mehr aus als in den corona-beeinflussten Vorjahren, der Absatz verblieb aber in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Sowohl bei Obst als auch Gemüse lässt sich zudem eine weitere Verschiebung in Richtung preisgünstiger Produktgruppen erkennen. So nahmen zum Beispiel die Ausgaben privater Haushalte für Kern- und Steinobst um 7,3 % bzw.  15,7 % zu, da hier die Preise im Gegensatz zu Produktgruppen wie Beerenobst und Zitrusfrüchte deutlich unter Inflationsniveau anstiegen. Für Zwiebelgemüse wurde ebenfalls erheblich mehr als im Vorjahr (+ 23,0 %) ausgegeben.

Vor dem Hintergrund dieser negativen Rahmenbedingungen in Verbindung mit einer außergewöhnlichen Marktsituation infolge extremer Witterungsbedingungen mit Frost bis weit ins Frühjahr, einer außergewöhnlichen Dürreperiode in Spanien und höheren Regenmengen als üblich in Afrika sowie dem unverändert hohen Margendruck aufgrund der kundenseitigen Oligopool-Struktur, war das Jahr 2023 für den Geschäftsbereich Obst & Gemüse von Landgard sehr herausfordernd. Der Handlungsschwerpunkt lag daher insbesondere auf dem weiteren Ausbau der Vermarktungsaktivitäten der Produkte unserer genossenschaftlichen Produktionsbetriebe sowie der Etablierung einer neuen Aufbau- und Ablauforganisation zur weiteren Stabilisierung der Geschäftsentwicklung im Bereich Obst & Gemüse. Diese strukturelle und strategische Neuausrichtung äußert sich neben klaren Zuordnungen und Verantwortlichkeiten in schlankeren Organisationsstrukturen und geringerer Komplexität. Somit können die Anforderungen von Kundschaft und Mitgliedsbetrieben noch besser und effizienter erfüllt werden.

Auch das Thema Nachhaltigkeit war im Jahr 2023 ein wesentlicher Bestandteil der Ausrichtung, die insbesondere mit der Landgard-Nachhaltigkeitswoche im September 2023 weiterhin unternehmensweit vorangetrieben wurde. Die Punkte Müllvermeidung und nachhaltige Verpackungen sind hier für Landgard von besonderer Bedeutung, da auch diese Bereiche von Preissteigerungen betroffen sind und der ökologische Fußabdruck von Landgard als nachhaltige und moderne vermarktende Erzeugergenossenschaft weiterhin reduziert werden soll. Nachdem im Jahr 2022 die ersten kompostierbaren Verpackungsschalen für Obst- und Gemüseprodukte in deutscher Produktion hergestellt wurden, haben sich diese 2023 weiter etabliert. So kann auch hier kontinuierlich ein weiterer Beitrag zur Optimierung der Umweltbilanz geleistet werden. Darüber hinaus wirken weitere Initiativen unterstützend, wie zum Beispiel das interne unternehmensweite Krisenmanagement, das den Energieverbrauch bei Landgard auf Basis von technischen, verhaltensrelevanten und organisatorischen Maßnahmen erheblich eindämmen konnte.

Die unkonsolidierten Umsatzerlöse der gesamten Sparte Obst & Gemüse in Höhe von 0,8 Mrd. EUR verfehlen in 2023 das Vorjahr um 0,2 Mrd. EUR. Diese Entwicklung wird vorwiegend durch Bereinigungseffekte in der Gesellschaftsstruktur beeinflusst. In diesem Zuge wurden unrentable Geschäftsfelder und Standorte konsequent hinterfragt und nach eingehender Prüfung aufgelöst. Wesentliche Unterschiede zum Vorjahr ergeben sich dabei aus der Veräußerung der Vetter SK sowie der Neuaufstellung der Landgard Frischeservice GmbH. In einem Like-for-like Vergleich mit dem Vorjahr liegen die Umsatzerlöse mit Drittkundschaft über dem Vorjahr (+22,9 Mio. EUR). Somit konnten die in 2022 eingeleiteten Maßnahmen in Wachstum umgesetzt werden. Die Entwicklung des EBITDA unterstreicht das. Dieses konnte gegenüber dem Vorjahr ebenfalls erheblich um 8,4 Mio. EUR gesteigert werden und bestätigt somit die Wirksamkeit der bereits umgesetzten Maßnahmen. Grundsätzlich lag auch im Jahr 2023 der Fokus auf der Vermarktung von Produkten der zur Genossenschaft gehörigen Mitgliedsbetriebe. Fremdproduzierte Ware wird dann hinzugezogen, wenn es im Sinne der ganzjährigen Warenversorgung notwendig ist.  Neben der Vermarktung wurde auch weiterhin der Ausbau der nationalen und internationalen Erzeuger*innenstrukturen weiter fortgesetzt. Dabei ist das vordergründige Ziel die Stärkung des ersthändigen Warenbezugs in den relevanten Anbauregionen, um bestmöglich auf derzeitige und zukünftige Kund*innen- und Marktanforderungen reagieren zu können.

Auf Ebene der Einzelgesellschaften verzeichnete die Landgard Süd Obst & Gemüse GmbH trotz der nicht optimalen Bedingungen in den relevanten Anbauregionen eine stabile Entwicklung. Vermarktet wurden hier vor allem Artikel aus den Produktkategorien Fruchtgemüse, Beerenobst und Steinobst. Ein besonderer Umsatztreiber war die Vermarktung von Waren aus spanischer, deutscher, türkischer und marokkanischer Produktion. In diesem Jahr wurde insbesondere die Zusammenarbeit mit Erzeuger*innenbetrieben in der Türkei gezielt ausgebaut und professionalisiert. Diese Maßnahmen hatten maßgeblichen Anteil an einem positiven EBITDA, dass zum Vorjahr erneut maßgeblich gesteigert werden konnte (+0,9 Mio. EUR).

Nach dem von Restrukturierungen geprägten Vorjahr stand im Jahr 2023 für die Landgard West Obst & Gemüse GmbH mit den Standorten Roisdorf und Herongen die Neuausrichtung und konsequente Weiterentwicklung an. Gegenüber Vorjahr konnte die operative Rohertragsmarge um 1,9 Prozentpunkte optimiert werden. In Kombination mit reduzierten Personal- und Sachaufwendungen konnte in der Folge das EBITDA gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Mio. EUR verbessert werden.

Die Landgard Nord Obst & Gemüse GmbH zeigte ebenfalls eine positive Entwicklung im Umsatz, die vor allem auf das Überseeportfolio sowie Kohlgemüse zurückzuführen ist. Treiber waren wiederum Bananen und Avocados aus Südamerika sowie Kohlgemüse aus regionalem Anbau. Die erzielten Umsatzerlöse übertrafen das Vorjahr dabei deutlich um 6,7 Mio. EUR. Auch die Landgard Overseas GmbH konnte die Beschaffung von Überseeware sowie die Sicherstellung des ersthändigen Warenbezugs von exotischen Früchten aus weltweiter Produktion im Vergleich zum Vorjahr weiter ausbauen.

Im Geschäftsjahr 2023 wurden im Bereich Obst & Gemüse die Lizenz „LandLust“ sowie die Verkaufskonzepte „IssSo“ und „Respect Nature“ fokussiert und weiter ausgebaut.

Gemeinsam mit einer der auflagenstärksten Zeitschriften für Gartenfreund*innen werden im Rahmen der „LandLust“-Lizenzkooperation saisonales Obst und Gemüse sowie die Erzeuger*innen, die diese Produkte anbauen, in den Fokus gestellt. Im Rahmen der wichtigen Branchenmessen und Kund*innengespräche wurde die Lizenzkooperation präsentiert sowie Verkaufsaktionen besprochen.

Die Landgard-Marke „IssSo“ wurde bereits 2016 entwickelt. Unter dieser Marke wird Obst und Gemüse, das optisch nicht der Norm entspricht, vermarktet. Denn auch bei äußerer Beeinträchtigung durch Hagelschaden, Blattfehler oder eine Laune der Natur ist es der Geschmack, der zählt. Und der ist garantiert über jeden äußeren Makel erhaben. Im Jahr 2023 wurde mit den „IssSo“ dicken Äpfeln ein neues Produkt in die „IssSo“-Produktlinie aufgenommen. So finden nun auch Äpfel, die weitaus größer sind als der Durchschnittsapfel, den Weg zu den Verbraucher*innen. Und der Erfolg gibt den „IssSo“-Produkten recht: Auf den Geschmack kommt es an.

Die Landgard-Marke „Respect Nature“ macht Nachhaltigkeit bei jedem Einkauf offensichtlich. So erleichtert sie den Verbraucher*innen die Wahl, mit ihrem Einkauf einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten sowie bewusst natürliche Ressourcen zu schonen. Denn bevor ein Artikel das Qualitätssiegel erhält, muss er ausgewählte Kriterien erfüllen, die von den Nachhaltigkeitsexpert*innen bei Landgard genauestens überprüft und stetig weiterentwickelt werden. So wurden im Jahr 2023 weitere Produkte in die „Respect Nature“-Produktlinie  aufgenommen. Nun gehören auch Hydroponiksalate und die neue Tomatensorte Aromahappen, die ab Sommer 2024 vermarktet wird, mit zur „Respect Nature“-Familie.

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